Nobelpreisträger zu Gast an der TU Dortmund

Wilo-Foundation fördert die Reihe „Initialzündung“ mit Gastvortrag von Prof. Dr. Erwin Neher zu Ionenkanälen

Prof. Dr. Erwin Neher, Nobelpreisträger für Medizin und emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie. Foto: Roland Baege

Nach langer Coronapause wurde die von der Wilo-Foundation geförderte Vortragsreihe „Initialzündung“ der TU Dortmund fortgesetzt: Am 26. April präsentierte Prof. Dr. Erwin Neher, Nobelpreisträger für Medizin und emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen, vor großem wissbegierigem Publikum im Audimax der TU Dortmund seinen Vortrag „Ionenkanäle: Ihre Entdeckung und ihre Rolle in Biomedizin und Pharmakologie“. Mit im Publikum waren seitens der Wilo-Foundation Evi Hoch und David Höltgen. Sie freuten sich, dass sogar zwei ihrer Maschinenbau-Deutschlandstipendiaten der TU Dortmund und RUB Bochum die Gelegenheit nutzten, über den Tellerrand zu schauen. Auch ein Mitarbeiter der Wilo Gruppe war mit seiner jungen Tochter vor Ort, die sich für das Themengebiet im Rahmen ihres zukünftigen Studiums interessiert.

Rektor Manfred Bayer der TU Dortmund begrüßte den 78-jährigen Ehrengast, der 1991 zusammen mit seinem wissenschaftlichen Kollegen Bert Sakmann den Nobelpreis für Medizin erhielt. Die beiden Wissenschaftler hatten Ende der 1970er-Jahre eine Methodik entwickelt mit der sich erstmals nachweisen ließ, dass Muskelzellen elektrische Ströme dadurch erzeugen, dass sich in der Zellmembran für wenige Millisekunden Schleusen öffnen, die geladene Atome rein- oder rauslassen können, eben: Ionenkanäle.

Was man vor vierzig Jahren kaum ahnen konnte, war, dass Ionenkanäle nicht nur für die elektrische Signalweiterleitung in Muskelgewebe von Bedeutung sind. Neher bezeichnete es als „Überraschung“, dass in den Folgejahren eine Vielzahl an Varianten bekannt wurde, die in unterschiedlichsten Zelltypen die Signalübertragung für verschiedenste Funktionen ermöglichen. Die Palette an Therapeutika, die auf Ionenkanäle wirken, reicht inzwischen von Schlafmitteln und Blutdrucksenkern über Medikamente gegen frühkindlichen Diabetes bis hin zu Kombipräparaten bei Mukoviszidose. Auch Wahrnehmungen wie Hitze oder Berührung werden über eine spezielle Art von Ionenkanälen vermittelt. „Dafür erhielten David Julius und Ardem Patapoutian 2021 den Nobelpreis in Medizin“, ergänzte Neher zum Abschluss seines Vortrags. Für die zahlreichen Fragen aus dem Publikum stand er danach ebenso zur Verfügung wie für Wünsche nach Autogrammen und Selfies unter den anwesenden Studierenden.   

Hintergrund: Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der TU Dortmund fördert die Wilo-Foundation seit 2019 die Vortragsreihe „Initialzündung“. Hierbei wer­den renommierte Wissen­schaft­ler, die bei­spiels­wei­se mit ei­nem Nobelpreis oder Leibniz-Preis aus­ge­zeich­net wur­den, aus aller Welt an die TU Dort­mund eingeladen. Den Anfang der Vortragsreihe markierte 2019 die Nobelpreisträgerin der Chemie, Prof. Frances Arnold, Dozentin des California Institute of Technology.